16. Juni: Verabschiedung von Superintendent Henschel

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Am Sonntag, 16. Juni wird Hans Hentschel durch Landessuperintendentin Dr. Birgit Klostermeier aus seinem Amt als Superintendent des Kirchenkreises Bramsche in den Ruhestand verabschiedet. Der Gottesdienst beginnt um 14.30 Uhr in der St. Martin Kirche in Bramsche, die auch die Pfarrkirche Hentschels ist.

Der 63-Jährige Hentschel hat das Amt des Superintendenten im Kirchenkreis Bramsche 2011 übernommen und tritt nun auf eigenen Wunsch vorzeitig in den Ruhestand. Für eine Übergangszeit von sechs Monaten wird er ehrenamtlich als Pastor der anglikanischen Kirche in einem Dorf in der Grafschaft Kent im Südosten Englands tätig sein. Drei Fragen zu den Schwerpunkten seiner Arbeit, zu dem, was ihm ans Herz gewachsen ist und was er zurücklassen wird, beantwortet Hans Hentschel unten.
Im Ruhestand freut sich Hentschel mal auf die gemeinsame Zeit mit seiner Frau in England. Zurück in Deutschland werden beide nach Oldenburg ziehen. Dort will Hentschel sich dem Fahrsport mit Pferd und Kutsche widmen und auch als  „Sonntagsmaler“ will er weiterhin aktiv sein.

Drei Fragen an Hans Hentschel zum Abschied als Superintendent:

1.Worin lag Ihr Schwerpunkt bei der Arbeit im Kirchenkreis Bramsche?

Hentschel: Für mich ist es wichtig gewesen, den Menschen in den Kirchengemeinden ein Gefühl dafür zu geben, dass Kirche ein größeres Gebilde ist als die Ortsgemeinde. Nicht nur, aber vor allem im Zusammenspiel der Gemeinden über die Grenzen der Parochie hinweg, erhebt sich das Potenzial des gesellschaftlichen Players Kirche. Dem Zitat ‚Meine Gemeinde‘ wollte ich gern das Zitat ‚Meine Kirche‘ gegenüberstellen. Über den Tellerrand sehen !- Dass an vielen Orten viele Dinge möglich sind, die zunächst lokal für ‚nicht zumutbar‘ oder ‚unmöglich‘ gehalten wurden, ist eine Erfahrung, die die Einzelgemeinden auf dem Weg in die Zukunft der Kirche brauchen. Freude über Gelingendes in der Nachbargemeinde oder auch in einer weiter entfernt gelegenen Gemeinde, muss zu den Grundeigenschaften jeder Gemeinde gehören und das, was anderswo gelingt, darf nicht als Spinnerei oder Absurdes oder Allotria abgetan werden. Wo Kirche sich im evangelischen Narrativ erfolgreich präsentiert, darf Kirchturmdenken keine Rolle mehr spielen.
Natürlich lag ein Schwerpunkt meiner Arbeit auch darin, dem ‚frommen Sein des Gemeindegliedes‘ Beheimatung zu bieten. Der Kirchenkreis ist der Ort, an dem über die Nachfolge Jesu Christi gesprochen wird. Dazu gehört ‚Wort und Beispiel‘- … auch das offene Wort gegen die Verächter der Nächstenliebe. 

2. Was ist Ihnen im Kirchenkreis Bramsche besonders ans „Herz gewachsen“?

Die Kindertagesstätten leisten großartige Arbeit. Die KiTas liegen mir am Herzen. Hier sind ‚WeltverbesserInnen‘ am Werk. Wer den Kindern rechtzeitig beizubringen vermag, dass die Anderen und die Andersartigen keine Bedrohung sondern Bereicherung sind, der baut an einer besseren Welt. Und wer Kriterien für Falsch und Richtig schon für die Kleinsten pädagogisch lebt, der macht sich um die Gesellschaft verdient. Philipp Melanchthon übersetzte den griechischen Begriff ‚Pädagogik‘ in humanistischer Tradition mit ‚Entrohung‘. Unsere Gesellschaft verliert an vielen Stellen das Gefühl für Feinheit und Anstand. In den KiTas ist das noch zu Hause weil unsere ErzieherInnen sich darum bemühen.
Das Konfi Camp hat eine die Konfirmandenzeit und den Kirchenkreis verändernde Kraft. KonfirmandInnen erleben, dass sie sich diese Zeit mit sehr vielen anderen in vielen anderen Gemeinden teilen. All jenen, die sich im Team an dieser großartigen Aktion des Kirchenkreises beteiligen, liegt es am Herzen, von Gott so zu erzählen, dass er nicht mit dem Schneeschieber verwechselt wird, den man nur an den zwei drei schneereichen Tagen aus dem Keller holt, sondern als Lebensbegleiter haben möchte.
Die Leichtigkeit, mit der wir als Kirche mit den Kommunen und ihren VertreterInnen ins Gespräch kommen, ist mir auch ans Herz gewachsen. Selbst wenn eine wachsende Zahl von Menschen nicht mehr mit oder in der Kirche lebt, bleibt das Gespräch und der Austausch. Das ist klasse.

3. Was lassen Sie zurück?

Viele nette Menschen und den Mittellandkanal, an dem ich vor den Toren Hannovers aufgewachsen bin, und der mir immer wieder das Gefühl von Heimat gibt. Meinen viel zu großen Schreibtisch, der so schwer ist, dass ich ihn nicht mitnehmen will. Einen Garten, in dem ich immer ungern gearbeitet habe, weil er viel zu groß ist, um ihn so zu pflegen, wie ich es gern täte, und einen Elektro Smart, mit dem es so richtig gut getan hat, ökologisch unterwegs zu sein.

…und worauf freuen Sie sich ab jetzt?

Ich freue mich erst mal auf die gemeinsame Zeit mit meiner Frau in England in der anglikanischen Gemeinde von Doddington. Dabei kann ich mir nicht vorstellen, dass das dortige Pfarramt vom Arbeitspensum her auch nur entfernt an die Aufgaben eines Pastors heranreichen kann. Ich freue mich aber auf die Verantwortungslosigkeit, mit der ich als Pensionär leben kann. In der Verantwortung des Superintendenten hatte ich, öfter als mir lieb war, das Gefühl irgendetwas zu vergessen oder zu verbocken. Ich freue mich darauf, öfter danach zu fragen, ob es familiäre oder andere private Dinge gibt, die vor dem ‚Dienst‘ Priorität haben. Ich freue mich auch darauf, alle jene Lügen zu strafen, die heute sagen, dass ich es ja doch nicht hinkriege, Ruhestand zu praktizieren.